Ist eine Dividendenstrategie sinnvoll? Dividenden Steuer-Nachteile & Co!
“Dividenden sind der neue Zins” oder “Mit Dividenden zur finanziellen Freiheit” sind Floskeln, die immer wieder aufs Neue in den Raum geworfen werden.
Doch was machen die Steuern aus “dem neuen Zins”? Und wie viel muss ich investieren, um tatsächlich finanziell frei durch Dividenden zu sein?
Im heutigen Beitrag lernst du 5 Dividendenstrategie Nachteile kennen. Wenn du ein Dividendenjäger bist, wirst du deine Strategie gegebenenfalls überdenken. Und wenn du eine Dividendenstrategie planst, dann wirst du diese nach diesem Artikel (vielleicht) verwerfen.
Ich will nicht zu viel vorwegsagen, aber hier sind die 5 Nachteile einer Dividendenstrategie schweizweit, die dein Vermögenswachstum ausbremsen!
Inhaltsverzeichnis
Dividenden Strategie Schweiz: Diese 5 Nachteile verlangsamen deinen Vermögensaufbau!
Zugegeben, eine ausschüttende Strategie hat einen äusserst starken positiven Einfluss auf das Gemüt. Wer sieht nicht gerne und in regelmässigen Abständen Geld auf sein Konto fliessen? Es fühlt sich immer richtig an und bestätigt dem Gewissen, eine gute Investition getätigt zu haben.
Leider hat eine Dividenden-Strategie Nachteile, die nicht vergessen geraten sollten. Und wer sich ein wenig damit beschäftigt, stellt schnell fest, dass hierbei oft Geld verbrannt wird. Kommen wir zu den 5 grössten Nachteilen einer Dividendenstrategie und warum sie sich (meistens) nicht lohnt.
1. Steuerliche Nachteile aufgrund Dividenden steuern Schweiz
Jede Form von Besteuerung mindert den Vermögenszuwachs. Nach schweizerischem Recht unterliegen Dividenden einer Steuer auf den Brutto-Ausschüttungsbetrag. Privatanleger müssen Einnahmen aus Dividenden in der Einkommenssteuer angeben.
Hinzu kommt die Hemmung des besten Finanzinstruments für Langzeitinvestments: der Zinses-Zins Effekt. Die meisten Investoren geben Renditen häufig aus, anstatt diese zu reinvestieren und somit ein grösseres Vermögenswachstum zu erzeugen.
Je nach Grenzsteuersatz reduziert sich die Rendite mit Dividenden erheblich. Kursgewinne sind hingegen zunächst steuerfrei. Der grosse Nachteil einer Dividendenstrategie liegt bei der kontinuierlichen Besteuerung.
Ein steuerlicher Totalausfall ist ein Gemisch aus Dividenden und Unternehmensrückläufen. Stell dir vor, dass du eine Position im Portfolio mit einem Verlust schliessen musst und dabei jahrelang zusätzlich Steuern auf Dividenden gezahlt hast. So funktioniert Vermögenswachstum nicht!
2. Hohe Kosten
Auf dem Markt gibt es zahlreiche ETFs, die eine Dividenden-Strategie verfolgen und dir bei der Umsetzung mit Leichtigkeit helfen können. Du musst mit diesen Dividenden-ETFs keine Unternehmen unter die Lupe nehmen und auch nicht im Auge behalten. Der Arbeitsaufwand reduziert sich also stark.
Allerdings gibt es einen markanten Nachteil bei der ETF Dividenden Strategie: Die hohen Kosten (TER). Der Verwaltungsmanager des ETF möchte sein Stück vom Kuchen und rechnet prozentual ab. Einige Dividenden ETFs kosten 0.95% und mehr Verwaltungsgebühr pro Jahr!
Wenn dein ETF eine Ausschüttung von jährlich 4% Dividende hat, erhältst du effektiv (vor der Steuer) nur 3.05%! Nach der Steuer sinkt die Rendite nochmals deutlich.
3. Verpasste Investmentchancen
Ein weiterer Nachteil einer Dividendenstrategie sind verpasste Chancen im Wachstumsmarkt. Dieser Punkt geht eigentlich Hand in Hand mit dem Punkt 4 der begrenzten Auswahl.
Unternehmen wie Tesla und Amazon bezahlen keine Dividende, weisen aber ein enormes Unternehmenswachstum aus. Das spiegelt sich im Aktienkurs wider. Betrachtest du die letzten 5 Jahre beider Unternehmen, wären dir mit einer Dividendenstrategie Gewinne von über 500% entgangen.
Als Dividendeninvestor musst du auch beachten, dass das ausbezahlte Kapital dem Unternehmen fehlt und somit nicht für Entwicklungen und anderen gewinnbringende Aspekte eingesetzt werden kann.
4. Begrenzte Auswahl an Unternehmen
Aufbauend auf dem dritten Dividenden-Strategie Nachteil kommt die begrenzte Auswahl an Unternehmen hinzu. Durch eine festgelegte Investmentstrategie definierst du Rahmenbedingungen, die sich unausweichlich auf die Auswahl der Unternehmen ausbreiten.
Verfolgst du eine Dividendenstrategie, dann beschränkst du dich auf Unternehmen mit Dividenden Ausschüttung. Eine Rendite von unter 4% ist eine sehr geringe Kompensation für einen enormen Arbeitsaufwand bei deinen Recherchen und Analysen. Greifst du auf einen Dividenden ETF zurück, kommen hohe Kosten ins Spiel.
5. Unrentables Risiko-/Rendite Verhältnis
Durch die eingeschränkte Auswahl an (wachstumsschwachen) Unternehmen ist das Risiko-/Rendite-Verhältnis unrentabel. Ausschüttungen in Form von Dividenden sind nichts anderes als eine Rückzahlung des eingesetzten Kapitals an den Investor.
Unternehmen, die durchschnittliche Dividenden bezahlen, sind am Zenit angekommen und können keine wachstumsstarken Bilanzen nachweisen.
Zugegeben, es gibt Ausnahmen wie Procter & Gamble, die in den letzten 5 Jahren einen Kurszuwachs von fast 100% hatten und eine Dividende zwischen 2% und 3% ausschütten. Hier macht die Ausnahme die Regel und ist verglichen, mit Titeln wie Tesla oder Amazon immer noch zu belächeln.
Gibt es auch Dividenden Strategie Vorteile?
Eine Dividendenstrategie kann auch Vorteile bringen (vor allem aus psychologischer Sicht). Für den Aufbau von Vermögen eignen sich Dividenden jedoch grundsätzlich nicht. Wie erwähnt, gibt es Ausnahmen.
Einige Vorteile einer Dividenden-Strategie sind:
- Verfügbarer Cash Flow
- Dividendenstarke Unternehmen gelten als “sicherer Hafen”
- Regelmässige Zahlungen wirken motivierend
Was ist eine Dividenden Strategie?
Bei einer Dividenden Strategie liegt der Fokus auf dividendenstarken Titeln. Diese Form der Anlage kann durch einen ETF oder einzelne Aktien erreicht werden. Je höher, stetiger und stabiler die Ausschüttungen, desto besser.
Grosse börsennotierte Unternehmen schütten in der Regel einen niedrigen einstelligen Prozentsatz als Dividende aus. Typisch ist eine Rendite zwischen 1% und 4%, wobei diese eine starke Korrelation mit der aktuellen Wirtschaftslage haben und durchaus diese Werte unter- oder überschreiten können.
Dividendenjäger fokussieren sich häufig auf sogenannte Dividenden Aristokraten. Das sind Unternehmen, die in den letzten 25 Jahren ihre Ausschüttung jährlich erhöht haben. Bekannte Beispiele sind McDonalds und Procter & Gamble.
Eines der Kernziele einer Dividenden Strategie ist es, Cash Flow zu generieren. Häufig interpretieren Menschen diese Form der Anlage mit dem Terminus “Finanzielle Freiheit”. Nur vergessen die Meisten, dass hierfür ein grosses Fundament nötig ist: Mehrere Hunderttausende von Franken.
Fazit: dividendenstrategie sinnvoll? Nur bedingt!
Dividenden haben eine berechtigte Position als Anlageform. Jedoch solltest du diese Anlagestrategie für deinen Vermögensaufbau nicht ungefragt übernehmen, denn die oben erwähnten Dividenden Nachteile haben einen starken Einfluss.
Die bessere Alternative ist für viele wohl ein ausgeklügelter ETF-Sparplan mit einer späteren Entnahme aus dem Portfolio. Dabei sind die Kosten überschaubar, häufig sogar extrem tief. Auch die Rendite liegt im hohen einstelligen Bereich – mit etwas Glück sogar im guten zweistelligen. Als Beispiel kannst du den S&P500 Index betrachten. In den letzten 92 Jahren ist der Index pro Jahr um 8.92% gewachsen. Ohne die Berücksichtigung von Dividenden!
Spielst du trotzdem mit dem Gedanken den Fokus auf Dividenden zu legen, solltest du grundsätzlich zahlreiche Aspekte bei deiner Strategie beachten und schauen, ob es sich hinsichtlich Steuern, Kosten, Rendite-/Risiko-Verhältnis und Aufwand wirklich lohnt, eine Dividenden-Strategie zu fahren.
Teile gerne deine Meinung in den Kommentaren!
10 Antworten
Also der Artikel hat ja positive Punkte, die man sicher berücksichtigen muss.
Was aber gar nicht geht ist der Vergleich mit Aktien die einen Zuwachs von X % gemacht haben in der Vergangenheit. Wenn ich wüsste, welche Aktien in der Zukunft um X% steigen werden, müsste ich schon lange nicht mehr arbeiten. Diese Titel zum günstigen Zeitpunkt zu kaufen und dann auch rechtzeitig verkaufen ist im Rückblick für jeden einfach. Beispiel zur Rose Plus 300% oder mehr und dann -90% da hat man dann einen Verlust von X%, klar kann man Stopp setzen usw. Nur wer Stopp setzt ist dann evtl. schon bei 30% weg. So einfach ist das Geschäft an der Börse doch nicht.
Man muss ja auch nicht 100% in Dividenden Aktien investieren, sondern eben gemäss Strategie XY.
Hallo Max
Dieser Punkt geht Hand in Hand mit Punkt 4: Wenn das Dividendenkriterium nie gebrochen wird, stehen deutlich weniger Investmentmöglichkeiten zur Verfügung.
Wenn die Strategie aber gebrochen wird und offen ist wie du sagst, entfällt dieses Problem natürlich.
Der Beitrag soll bewusst etwas kritisch auf die Dividendenstrategie schauen. Aber keine Angst, alle Dividendenfans finden hier auch einen Beitrag mit allen Dividenden-Vorteilen 🙂
Der Beitrag wurde vom iffp geteilt. Wurde der Inhalt somit als richtig bewertet?
1. «Einige Dividenden-ETF kosten 0.95% und mehr» – einige auch nicht. Die Kosten eines ETF hängen nicht von der Dividende ab.
2. «Anleger geben die Dividende aus statt zu reinvestieren» – das kann unmöglich das Problem der Dividende sein.
3. Wie finde ich den nächsten Amazon, Tesla Titel? Vom Rendite-/Risikoverhältnis wahrscheinlich nicht mit Novartis, Nestlé und Co. zu vergleichen. Die Meisten Teslas der Zukunft per 2021 werden per 2022 mit -70-90% YTD gehandelt. Tesla -62.44% YTD.
4. «Unternehmen, die durchschnittliche Dividenden bezahlen, sind am Zenit angekommen und können keine wachstumsstarken Bilanzen nachweisen.» – demnach sehe ich Schwarz für alle SMI Investoren, Pensionskassen, etc. mit +50% in Roche, Novartis, Nestlé und Zurich. Die durchschnittliche Dividende hat den Ursprung in den hohen Kursen, da die Firmen grundsolide Bilanzen haben – nicht umgekehrt.
5. 60% vom DAX sind auf Dividenden zurückzuführen.
6. Sie haben das Prinzip der Dividende nicht verstanden, wenn Sie die Dividende nur zum Kaufdatum bewerten. Die meisten nachhaltigen Unternehmen steigern die Dividende laufend. Ihre Dividendenrendite (rückwirkend zum Kaufdatum) steigert sich dadurch ohne neues Kapital.
Ich habe leider nicht mehr Zeit um auf alle Punkte einzugehen aber der iffp teilt einen Beitrag mit der Empfehlung zu Crypto und Robo-Invest. Für mich unfassbar.
Ich freue mich in der Zwischenzeit auf die Dividendensaison 2023, welche alle Rekorde brechen dürfte – auch in einer Krise.
Danke, dass endlich mal einer den Dividenden Hypetrain ganz objektiv anschaut. Ist natürlich langweiliger als ein fancy Youtube Video mit Excel Charts von explodierenden Dividensummen, aber es gehen wenigsten nicht die real-world Fakten unter.
Zu Punkt 1 würde ich noch hinzufügen, dass der «passive» Zinses-Zins-Effekt durch die sofort fälligen 35% Verrechnungssteuer auf ausgezahlte Dividenden massiv geschmälert wird. Selbst wenn der effektive Steuersatz am Ende günstiger ist, muss man es erst alles für die kommende Steuererklärung aufbereiten und dann nochmal daran denken die «verlorenen» XX% manuell aufs Depot Konto einzuzahlen. – Wenn dann schon lieber thesaurierend.
Danke für deinen Kommentar, Lars! 🙂
Und danke auch für den Hinweis, dieser ist zwar im Beitrag aber ging etwas unter. Sehr wichtig, dies zu unterstreichen.
Lieber Gruss,
Eric
Punkt 2: Das Argument wirkt konstruiert, es gibt auch recht teure Nicht-Dividenden ETFs. Die Eigenschaft «schüttet» aus scheint mir keine große Korrelation zu höheren TER zu haben.
Punkt 3: Und man findet sicherlich viele Gegenbeispiele mit Einzelaktien von Firmen mit Dividenden die eine Amazon geschlagen haben. Was gerade etwas einfacher ist da Amazon dieses Jahr gut nachgegeben haben. So einzelne Aktien mit «dem Markt» zu vergleichen erscheint mir sowieso wenig sinnvoll. Egal ob es bei der Aktie Ausschüttungen gibt oder noch. Weitere Beispiele von Firmen die wachsen und Dividenden ausschütten: Microsoft und Apple.
Punkt 4: Wieder diese Idee das dies nur auf Aktien zutrifft die ausschütten. Wenn man einzelne Werte aussucht hat man immer mehr Arbeit, egal ob da was ausschüttet oder nicht. Dazu ist der Filter «schüttet aus» ist gar nicht so ausschließend wie gedacht, da bleiben immer noch viele tausende Firmen übrig. Geht übrigens auch anders rum: Wenn man ausschüttende Aktien ausschließt dann schließt man auch viel aus.
Punkt 5: Sorry aber das ist einfach Schwachsinn. Dividenden fressen in der Regel nicht an die Substanz des Unternehmens. Die werden eher aus den laufenden Gewinnen der Firmen ausgeschüttet. Würde man nämlich ständig nur Kapital zurück zahlen gibt es die entsprechende Firma mittelfristig nicht mehr. Apple, Microsoft, Procter & Gamble, Firmen im Bereich Öl & Gas – das wächst doch gerade. Während die vermeintlichen Wachstumsfirmen dieses Jahr teilweise ziemlich auf den Deckel bekommen haben.
Leider etwas schwach der Artikel.
Lieber CW
jede Meinung hat hier ihren Platz 🙂 deine Kritik mag teils gerechtfertigt sein, allerdings solltest du auch beachten, dass dieser Beitrag nicht völlig «allein» mit diesen Aussagen ist. Einige hervorragende Ökonomen unterstreichen die Punkte aus dem Beitrag.
Ziel war es übrigens nicht, Dividenden schlecht zu reden. Dividenden haben auch ihre Vorteile (siehe andere Beiträge im Blog). Ziel war es, auf die Nachteile hinzuweisen, die leider allzuoft bei diesem Thema unter den Tisch gekehrt werden.
Sorry, wenn sich jemand auf die Füsse getreten fühlt. Das war nicht das Ziel.
Lieber Gruss!
Danke für den Artikel. Ich versuche mich an konstruktiver Kritik:
Leider wird in diesem Beitrag so getan als gäbe es nur ein Entweder-Oder, wenn es doch tatsächlich eine Sowohl-Als-Auch Strategie gibt, wo ein Teil eben in dividendenstarken Titeln (bzw. in entsprechenden ETFs oder anderen Assets, die einen entsprechenden Cashflow generieren), und der Rest entsprechend anders investiert kann.
Bezüglich finanzieller Freiheit: Diese ist tatsächlich erst ab einem deutlich sechsstelligen Betrag zu erreichen, aber das ist weitgehend strategieunabhängig (Anm.: Geo-Arbitrage kann hier helfen – Ungarn oder Zypern statt Schweiz, beispielsweise, dann kann es ggfls. auch steuerlich wieder ganz anders ausgehen), denn egal ob Ausschüttungen oder stückweiser Verkauf: Irgendwie muss das Geld für den Lebensunterhalt ja aus dem Depot herausgezogen werden.
Danke für deinen Hinweis Tomj,
mit Geo-Arbitrage funktioniert das tatsächlich schon mit einem 6-stelligen Portfolio. In der Schweiz werden je nach Lebensstandard aber schnell 1-2 Millionen investiertes Kapital notwendig sein.
Wenn ich heute vom Portfolio leben müsste, würde ich dies mit normalen Verkäufen machen und diese aber dynamisch je nach aktueller Martklage gestalten.
Liebe Grüsse 🙂
Ein völlig vergessener Punkt:
In welcher Vorsorgeform investiere ich? Frei oder gebundene Vorsorge?
Warum die Frage? In der gebundenen Vorsorge oder im Freizügigkeitsbereich sind Erträge steuerfrei d. H. die Grenzsteuerbelastung hat keinen negativen Impact auf die Nettorendite.
Heute gibt es interessante Lösungen, wo im 3a Bereich mit Fokus Dividen investiert werden kann.